Meine wichtigste Aussage dazu: „Merke: In einem 90-jährigen Körper wohnt eine 90-jährige Psyche!" Was ist das Besondere daran? Unsere moderne Medizin ermöglicht bei körperlichen Altersveränderungen sämtliche kompensatorischen Hilfen anzubieten. Diese beginnen häufig mit einer Lesebrille, einem Hörgerät uvm. Die Ersatzteile für Gelenke am menschlichen Körper, wie z.B. Hüftprothesen, Knieprothesen, usw. sind gut verfügbar und die Kosten werden von den Krankenkassen getragen. Eine wunderbare Möglichkeit für unsere ältere Gesellschaft. Das heißt im Klartext: die Medizin leistet beste körperliche Anpassungshilfen, damit Menschen selbstständig und aktiv bis zum Tod leben können.
Psychisches Altern
Das Altern der Psyche ist ein vielschichtiger Prozess, der sich auf verschiedene Weise manifestiert.
Bei Veränderungen der Psyche, bei Alterserscheinungen der Psyche, stehen uns keine „Ersatzteile“ zur Verfügung. Schade! Vielleicht darf ich die Zeit noch erleben, in der auch die Psyche medizinisch kompensatorisch unterstützt werden kann. Bewiesen ist, dass sich die Anpassungsleistung mit zunehmenden Alter verändern kann (Riedl, 2006a, S. 32).
Eine veränderte Anpassung im Alter kann sich in verschiedenen Aspekten zeigen. Zum einen kann die Fähigkeit, sich an neue Technologien oder gesellschaftliche Veränderungen anzupassen, abnehmen. Dies kann zu einem Gefühl der Überforderung oder des Ausgeschlossenseins führen.
Zum anderen können sich auch die Bewältigungsstrategien im Umgang mit Stress und emotionalen Belastungen verändern. Ältere Menschen greifen oft auf langjährige Erfahrungen zurück, was sowohl eine Stärke als auch eine Herausforderung darstellen kann. Bei körperlichen, nicht operationsbedürftigen Anpassungsstörungen greifen Senioren häufig auf gewohnte Bewegungsabläufe zurück.
Bei manchen Senioren zeigen sich auch Veränderungen in der Gedächtnisleistung und in der Orientierungsfähigkeit. Mein Beruf Pflege bietet viele Möglichkeiten, die veränderte Anpassungsleistung positiv zu unterstützen. Wie müssen nur achtsam mit den Altersveränderungen umgehen. Eine unserer grundlegenden Fertigkeiten in der Gesundheits- und Krankenpflege ist die Krankenbeobachtung. Diese zeigt uns sofort, welche Menschen Anpassungshilfen in der Pflege benötigen. So können, wie auf der Abbildung unten gezeigt, Orientierungsangebote, Erinnerungshilfen und Training der lebenspraktischen Fähigkeiten auf Grundlage der Biografie angeboten werden.
Wir müssen also unsere Haltung ändern, wenn wir betagte Menschen begleiten! Unsere beruflichen Möglichkeiten veranlassen uns zur Begleitung, Beratung und UNTERSTÜTZUNG DURCH ANGEFÜHRTE HILFEN. Meine Erfahrungen zum Thema Anpassungsstörungen und gezielte Hilfen dagegen kommen aus den frühen 90er Jahren in meiner Tätigkeit als Stationsleitung in St. Veit. So wurden die Anpassungshilfen Grundlage für das Integrative Pflegekonzept und diese sind vielseitig praktisch erprobt!
Literatur:
Riedl Maria (2006a): Integratives Pflegekonzept, Band 1: Grundlagen. Norderstedt: Books on Demand, ISBN 3-8334-4566-1
Riedl M. (2023): Kompendium für das Integrative Pflegekonzept® für IPK-Lehrer und Referenten. Eigenverlag