Autorin: Maria Riedl
Seit acht Jahren gerontopsychiatrische Fallbesprechungen in Südtirol
Autorin: Maria Riedl
Wie die Aufträge begannen
Im Jahr 2014 erreichte mich eine Anfrage aus Brixen in Südtirol, ob ich für eine gerontopsychiatrische Weiterbildung für die interdisziplinären Teams aus mehreren Heimen und Abteilungen zur Verfügung stehen würde.
Vor dieser Anfrage referierte ich am Kongress in Bozen, bei dem mich einige Südtiroler KollegInnen kennenlernten. Zudem ging die Anfrage vorher an meinen Kollegen, Lehrmeister und langjährigen Wegbegleiter Ernst Viertler. Er war schon Jahre vorher in Südtirol tätig und konnte keine weiteren Aufträge annehmen. So empfahl er mich und tatsächlich durfte ich diese langjährige Erfahrung machen.
Südtirol war für mich von Beginn an eine positiv besetzte Herausforderung
Warum diese Einstellung? In meinem Doktoratsstudium an der UMIT in Hall in Tirol lernte ich Franco Mantovan kennen. Er wurde mein „Doktorvater“ und begleitete mich sehr erfolgreich und vor allem schnell mit minimaler Studienlänge durch meine kumulative Dissertation. Franco Mantovan ist an der Claudiana in Bozen tätig und vielen Pflegewissenschaftern durch seine zahlreichen pflegewissenschaftlichen Publikationen bekannt.
Meine Aufträge in Südtirol werden immer mit Wandern und Sightseeing verbunden. Südtirol ist für mich nicht nur ein Land zum Arbeiten, sondern auch ein Teil Italiens zum Genießen, Wandern und Wohlfühlen. So ist es selbstverständlich, dass mich mein Ehemann Lothar immer begleitet und für mein „Wohlfühlrundherum“ sorgt.
In unsrem Hotel zur Traube sind wir Stammkunden geworden, so ist meine Entscheidung gefallen, dass die gerontopsychiatrischen Weiterbildungen fortgesetzt werden.
Bisher 12 Praxisbegleitungen in Brixen
Seit dem Jahr 2015 finden zweimal jährlich, im Mai und Oktober, die Praxisbegleitungen statt. In jeweils vier bis fünf Tagen wird das Wissen der Praktiker aufgefrischt. Jährlich steht die Weiterbildung unter einem besonderen Motto.
Der Ablauf der Weiterbildung „Gerontopsychiatrische Betreuung" ist wie folgt: Am Vormittag werden mir herausfordernde Heimbewohner vorgestellt. Die Problematik wird mir durch DiplompflegerInnen auf Grundlage von ärztlichen Diagnosen, biografischen Inhalten, physischem und psychischen (EF) Ist-Zustand näher gebracht.
Nach den zahlreichen Praxisbegleitungen sind die Grundlagen des IPK® in den Fallbesprechungen selbstverständlich. Diese Selbstverständlichkeit hat sich aus der langjährigen, intensiven Zusammenarbeit ergeben. Im Jahr 2021 wurde zu den Fallbesprechungen zusätzlich eine Kursreihe angeboten und bei einer offenen Kursreihe in St. Johann im Pongau waren auch Kollegen aus Südtirol dabei.
Die Inhalte vom Vormittag werden von mir analysiert und aufgrund einer vielschichtigen Analyse werden die Themen für den Nachmittag gewählt. Zusätzlich werden am Nachmittag theoretische Grundlagen der Krankheitsbilder von Heimbewohnern besprochen. So können Maßnahmen mit dem Team sehr individuell abgestimmt geplant werden.
Praxisbegleitung im Mai 2023
Heuer fand die Praxisbegleitung vom 2.-4. Mai statt. Ich möchte den Lesern die Veranstaltungen näher bringen.
Unter dem Motto: „Wer alleine arbeitet, addiert, wer gemeinsam arbeitet, multipliziert“ wurde der Blickwinkel besonders auf gemeinsame Lösungen gelegt. Nach der jahrelangen Coronakrise wurden supervisorische Blickwinkel zur Stärkung der Mitarbeiter eingebracht.
Neben interessanten Fällen aus der Praxis wünschten sich die Mitarbeiter folgende Themen zur Vertiefung ihres Praxiswissens: Sucht im Alter, angeborene intellektuelle Minderbegabung, Demenz, Bipolare Krankheitsbilder, Aggressionen gegen Mitarbeiter und Heimbewohner, paranoid gefärbte Psychosen..
Den psychischen Diagnosen werden auch die körperlichen Diagnosen gegenüber gestellt und besprochen. Somit wurden alle Fallbeispiele integrativ beleuchtet.
Ich bedanke mich bei den Mitarbeitern für ihr Engagement und die jahrelange Zusammenarbeit. Zudem freue mich auf die Herbsttermine im Oktober und vor allem auf die interessanten neuen Fälle und Themen.
