34 Jahre Unterricht - und es macht noch immer Spaß

Ausbildung Biografie Psyche

Autorin: Maria Riedl

34 Jahre Unterricht - und es macht noch immer Spaß!

Wie alles begann

Maria Porträt Im Jahr 1989 erreichte mich die erste Anfrage vom BFI Salzburg für ein dreitägiges Seminar zum Thema: „Den Jahren Leben geben.“ Ich war damals Stationsleitung im Sonderkrankenhaus in St. Veit an der Internen Abteilung Parterre. Sonderkrankenhaus deshalb, weil wir vom Land Salzburg die schöne Aufgabe bekamen, uns auf die Pflege von alten Menschen zu spezialisieren. Bei uns wurden alte Menschen aufgenommen, die im Akutkrankenhaus meist psychische Auffälligkeiten zeigten und nicht nach Hause entlassen werden konnten.

Die Heimsituation war damals eine andere als heute, weil es dort fast kein qualifiziertes Personal gab, das kompetent für diese Probleme war. Menschen mit psychischen Symptomen zu stabilisieren, zu reaktivieren, damit die Entlassung nach Hause möglich wurde, war unsere Vision. Hinter mir stand ein tolles Team, das sich den Ideen mit viel Motivation anschloss. So war bald im ganzen Bundesland Salzburg bekannt, dass in St. Veit eine besonderes Angebot für alte Menschen geboten wurde. Deshalb kam auch die Anfrage aus dem BFI, um zu erzählen, wie wir den Jahren Leben geben. Der Vorteil der Abteilung, die ich leitete war, dass die Patienten mitunter eine lange Aufenthaltsdauer nützen durften und für die Entlassung gut vorbereitet wurden. Wir konnten viel ausprobieren, welche Veränderungen der Beruf Pflege ermöglicht.

1992 durfte ich beim Krankenpflegekongress in Innsbruck statistisch belegen, wie sich die Aufenthaltsdauer und die Zustandsveränderung zugunsten von alten Menschen auswirkt, wenn wir zielorientiert und einheitlich im Team vorgehen. So sind in St. Veit die Wurzeln des IPK® entstanden. Inzwischen ist aus den Wurzeln ein großer Baum mit vielen Früchten entstanden.

Danach kamen viele Anfragen

Ein paar Kilometer von St. Veit entfernt liegt das Klinikum Schwarzach, das Schwerpunkt-Krankenhaus unserer Region. Ich war dort bekannt, weil ich die Stationsleitungsausbildung im Jahr 1987 dort besuchte. Eine Lehrerin für das Fach Geriatrische Pflege wurde dringend gesucht. So kam die Anfrage an mich.

Spruch Einerseits fühlte ich mich geehrt, andererseits hatte ich Bedenken, da ich keine pädagogische Ausbildung hatte. Mein Ehemann Lothar bereitete mich als „gelernter Lehrer“ auf diese Herausforderung vor. Die Aufgabe gelang bestens, weil die Schüler sehr dankbar dafür waren, eine Vortragende aus der Praxis zu haben, die jede Stunde neue und aktuelle Beispiele in den Unterricht einbrachte. Von der nebenberuflichen Referentin entwickelte ich mich in vielen Jahren weiter zur Schuldirektorin der Gesundheits- und Krankenpflegeschule in Schwarzach. Nachdem mir der Unterricht Spaß machte, sagte ich auch in weiteren Schulen eintägige Veranstaltungen zu.

Meine persönliche und berufliche Chance

Für meine Zuhörer klangen die Beispiel aus dem Unterricht sehr interessant und viele entschieden sich dafür, in St. Veit ein Praktikum zu machen. Einfach, um zu sehen, ob ein anderer Zugang zu Pflege wirklich möglich ist – oder es vielleicht nur „Gerede“ im Unterricht und in den Seminaren ist.

Für mein Team und mich war die zahlreichen Praktikanten aus dem In- und Ausland und auch die Zuhörer meiner Seminare ein großer Schutz vor den Zweiflern im eigenen Haus, von anderen Stationen. Die Zeit für revolutionäre Ideen war halt Anfang der neunziger Jahre verfrüht. Wenn ich heute zurückdenke, verstehe ich die Zweifel der traditionellen Pflegepersonen besser. Die Ärzte, die Patienten und deren Angehörige zeigten uns stets, dass unsere Arbeit vorbildlich und unser Einsatz für alte Menschen lohnend ist.

Wir führten damals zusätzlich zu den reaktivierenden Ansätzen schon die ganzheitliche Pflegediagnostik ein und waren diesbezüglich Vorreiter im Bundesland.

Die Medien haben sich verändert – daran erkenne ich meine vielen Jahre des Unterrichts. Mitte der neunziger Jahre wurde der Ruf von Pflegepersonen, die in der Altenpflege arbeiteten, immer lauter. Eine Spezialisierung war gewünscht, vielleicht gar ein Altenpflegediplom? Jedoch die Novellierung des GuKG von 1998 sah dies anders. Man wollte in der Allgemeinen Diplomausbildung die Pflege von alten Menschen aufwerten. Die Unterrichtsstunden in diesem Fach wurden erhöht und das Fach Pflege von alten Menschen wurde zum Diplomprüfungsfach angehoben. Für mich gab es dadurch ein Problem und eine Riesenchance zugleich:

Diplomprüfungsfächer dürfen seit 1998 nur von PflegelehrerInnen unterrichtet und geprüft werden. klinischer Unterricht So entschied ich mich 1996 für den Universitätslehrgang zur Pflegelehrerin an der Universität in Salzburg. Als ich 1998 damit fertig war, wechselte ich an die Gesundheits- und Krankenpflegeschule in Schwarzach. Ich hatte eine Sonderstellung, weil ich die nötigen fünf Praktikumsstellen für die Langzeitpraktika „schülerfit“ machen durfte. Ich war in der Schule, wenn ich theoretischen Unterricht hatte, ansonsten verweilte ich in einem der fünf Heime. Selbstverständlich wurde auch dort viel unterrichtet, die Praktiker wollten erfahren, was Schüler in der Schule an Theorie lernten.

In der obigen Überschrift wollte ich nicht zugeben, dass ich mein Alter an den medialen Veränderungen merke. Ich denke, ich bin für meinen Jahrgang ziemlich modern und werde auch in Zukunft die Änderungen mit Begeisterung mittragen.

Meine ersten Medien waren Overheadfolien,

Kongress Klagenfurt 2008 die ich mit der Hand farblich gestaltete, eine andere Möglichkeit gab´s nicht. Für einen Kongress der UNI Linz erstellte ich Farbdias. Erst Ende der neunziger Jahre wurden alle Skripten mit dem PC erstellt, natürlich in Schwarz-Weiß. Die Farbdrucke auf Folien und Papier kamen nach dem Jahr 2000. Zusätzlich wurden in dieser Zeit die Flipcharts aktuell, die jetzt häufig von den Whiteboards abgelöst werden.

Unterrichtet wird von mir jetzt mit I-Pad und Beamer, das Gepäck der Referentin wird dadurch immer leichter. Das Verfassen von Skripten ist vorbei, weil die Zuhörer Handouts von den Folien bekommen. Somit reduziert sich die früher aufwändige Vorbereitung enorm.

Dann kam 2020 Corona über uns und wir mussten uns umstellen auf Online-Unterricht. Selbst diese Variante der Neuzeit hält sich seit mehr als drei Jahren und wir alle erkennen die Vorteile daraus. Natürlich aus dem Blickwinkel der psychischen Belastung, der Augengesundheit gesehen, ist es nicht die gesündeste Art von Unterricht und zudem verändert sich die Konzentration der Zuhörer enorm.

Zu den sicheren Aufträgen gehört eine fundierte Ausbildung. Mit dem Abschluss der Pflegelehrerausbildung hatte ich die Berechtigung zum Unterricht in jeder Pflegeausbildung erworben. Ich wollte aber für mein Ego eine höchstmögliche akademische Ausbildung anstreben. So schaffte ich 2012 mein Doktorat. Anfänglich habe ich den Wert noch gar nicht erfasst. Jetzt weiß ich aber, dass meine langjährige Unterrichtstätigkeit nicht nur mit meinem Willen, sondern vor allem mit einer fundierten Ausbildung zu tun hat. So ist es möglich, dass ich an Schulen für Gesundheits- und Krankenpflege, an Fachhochschulen, an Universitäten im In- und Ausland unterrichte.

Ich habe leider keine Zahlen

34 Jahre Unterricht sind eine lange Zeit. Gerne wüsste ich, wieviele Zuhörer durch meine „Schule“ gegangen sind. Schulen, Kongresse, Seminare, Workshops... Ich hätte meine Zahlen von Beginn an notieren müssen, das habe ich leider verabsäumt. Hin und wieder treffe ich ehemalige Schüler, die sagen:

„Dieser Satz von Ihnen bleibt mir immer Erinnerung und hat mein berufliches Leben geprägt.“ Es sind immer Sätze aus meinen praktischen Beispielen.

Die Schüler von Pflegeschulen sorgen neben den Seminarteilnehmern dafür, dass der Unterricht noch immer Spaß macht. Ich unterrichte Geriatrie, Gerontologie und Gerontopsychiatrie an einigen Schulen. Vor kurzer Zeit ist eine Schülerin in der letzten Stunde zu mir gekommen und hat gesagt:

„Sie sind für mich ein großes Vorbild in der Pflege. Sie haben unseren Jahrgang total motiviert, weil wir gespürt haben, dass Pflege ihr Herzblut ist.“

Maria Porträt Ich war berührt und habe sofort beschlossen, auch im nächsten Jahr die Geriatrie an dieser Schule wieder zu unterrichten.
Meinen Auftrag als Vortragende sehe ich erfüllt, wenn die Zuhörer mein Wissen noch immer „aufsaugen“, meine Inhalte praxisrelevant finden, Motivation für ihren Beruf finden und Spaß am und im Vortrag haben.

Ich mache einfach so weiter und trotze meinem Alter!